Kognitive Hochbegabung bedeutet, einen Intelligenzquotient (IQ) von 130 oder höher zu haben. Zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Diese Menschen sind nicht nur besonders intelligent, sondern haben auch ganz besondere Probleme, die andere gar nicht kennen. Ihre oft rasche Denkgeschwindigkeit ermöglicht ihnen ein schnelles Verstehen kompliziertester Sachverhalte. Im besten Fall führt das dazu, vorhandene Theorien und gesellschaftliche Vorstellungen zu überdenken, zu relativieren, abzuändern oder zu erweitern. Mit Leichtigkeit identifizieren Hochbegabte oft Probleme, die andere nur mit Mühe erkennen können.
Andererseits führt Hochbegabung aber oft schon im Kindergarten oder ab der Grundschule zu Langeweile und Unterforderung, was sich in Arbeitsverweigerung, Verhaltensauffälligkeiten, mangelnder sozialer Integration oder auch Prüfungsängsten niederschlagen kann. Beratungsanlass bei Kindern und Jugendlichen sind meistens Probleme in der Schule, die ihre Eltern oft an ihre Belastungsgrenzen bringen.
Anders als die anderen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat eine Checkliste herausgegeben, die als Einstiegsmöglichkeit in die Hochbegabungsproblematik gut geeignet ist. Es werden Merkmale des Lernens und Denkens, der Arbeitshaltung und Interessen und des sozialen Verhaltens aufgeführt.
Merkmale des Lernens und des Denkens
- Hochbegabte haben in einzelnen Bereichen ein sehr hohes Detailwissen.
- Ihr Wortschatz ist für ihr Alter ungewöhnlich.
- Ihre Sprache ist ausdrucksvoll, ausgearbeitet und flüssig.
- Sie können sich Fakten schnell merken.
- Sie durchschauen sehr genau Ursache-Wirkungs-Beziehungen.
- Sie erkennen bei schwierigen Aufgaben zugrunde liegende Prinzipien.
- Sie können leicht gültige Verallgemeinerungen herstellen.
- Sie können außergewöhnlich gut beobachten.
- Sie lesen sehr viel von sich aus und bevorzugen Bücher, die über ihre Altersstufe deutlich hinausgehen.
Arbeitshaltung und Interessen
- Motivierte Hochbegabte gehen in bestimmten Problemen völlig auf.
- Sie sind bemüht, Aufgaben stets vollständig zu lösen.
- Sie sind bei Routineaufgaben leicht gelangweilt.
- Sie streben nach Perfektion und sie sind selbstkritisch.
- Sie geben sich mit ihrem Arbeitstempo oder –Ergebnis nicht schnell zufrieden.
- Sie setzen sich hohe Leistungsziele und lösen (selbst-) gestellte Aufgaben mit einem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene.
- Sie interessieren sich für viele „Erwachsenenthemen“ wie Religion, Philosophie, Politik, Umweltfragen, Sexualität, Gerechtigkeit in der Welt…
Merkmale des sozialen Verhaltens
- Hochbegabte beschäftigen sich viel mit Begriffen wie Recht-Unrecht sowie Gut-Böse – und sind bereit, sich gegen „Autoritäten“ zu engagieren.
- Sie gehen nicht um jeden Preis mit der Mehrheit.
- Sie sind individualistisch.
- Sie akzeptieren keine Meinung von Autoritäten, ohne sie kritisch zu prüfen.
- Sie können gut Verantwortung übernehmen und erweisen sich in Planung und Organisation als zuverlässig.
- Sie suchen sich ihre Freunde bevorzugt unter Gleichbefähigten, häufig Älteren.
- Sie neigen schnell dazu, über Situationen zu bestimmen.
- Sie können sich in andere einfühlen und sind daher für politische und soziale Probleme aufgeschlossen
https://www.bmbf.de/pub/bmbf_begabte_kinder_finden_und_foerdern.pdf
Bildnachweis: Die Bilder dienen nur illustrativen Zwecken. Alle dargestellten Personen sind Models.
- Mädchen und Junge im Physikunterricht: iStockPhoto/BartCo