Standards zur Durchführung von Intelligenz- und Leistungstests
im
Arbeitskreis „Hochbegabte/Potenziale“
der
Sektion Freiberufliche Psychologen
im
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen
(BDP) e. V.
1 Einführung
Der Arbeitskreis „Hochbegabte/Potentiale“ im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, BDP e.V., hat für die Aufnahme in die Expertenliste Standards beschlossen, die die Qualität beim Einsatz von Intelligenz-, Leistungs- und Persönlichkeitstests sichern sollen.
Sinngemäß gelten hier die DIN 33430 und die Richtlinien des Dt. Psychologenverbandes zur Qualifikation und Durchführung psychologischer Diagnostik.
Sie betreffen die folgenden Aspekte:
• Qualifikation des Testleiters
• Phasen der Datenerhebung
• Vermittlung der Testergebnisse
• Kosten
• Zusätzliche Angebote
2 Qualifikation des Testleiters
Der Testleiter sollte in besonderer Weise zur Durchführung von Intelligenz-, Leistungs- und Persönlichkeitstests ausgebildet sein. Der Nachweis dieser Qualifikation wird durch das Diplom oder den Master in Psychologie erbracht.
Zusätzlich wird erwartet, dass der Testleiter über Erfahrungen aus aktueller und regelmäßiger Tätigkeit mit Tests verfügt, die er selbst durchgeführt haben muss und die für die Klientel, an die sich das Angebot richtet – potenziell hochbegabte Kinder, Jugendliche und Erwachsene-, erbracht wurden.
Die Kolleginnen und Kollegen verpflichten sich zu Weiterbildung speziell in diesem Bereich.
3 Phasen der Datenerhebung
3.1 Anamnese
Für eine qualifizierte Diagnostik ist die Erhebung einer fundierten Anamnese unabdingbar. Diese kann durch den Einsatz von Fragebögen strukturiert werden, sollte dann aber in einem persönlichen Gespräch präzisiert werden.
3.2 Intelligenz- und Leistungstests
Zur Beurteilung des intellektuellen Leistungspotenzials müssen standardisierte Tests verwendet werden, die den üblichen Qualitätskriterien nach Objektivität, Zuverlässigkeit und Gültigkeit genügen.
Es sollte sich um Versionen handeln, deren Normierung aktuell ist. Stets die neueste Version eines Tests sollte verwendet werden.
Folgende Testverfahren werden zur Durchführung empfohlen:
° WISC V (Wechsler Intelligenz Scale for Children)
° AID 3 (Adaptives Intelligenz Diagnostikum)
° BIS-HB ( Berliner Intelligenzstrukturtest für Jugendliche,
Begabungs- und Hochbegabungsdiagnostik)
° MHBT (Münchner Hochbegabungstestbatterie)
° WIT 2 (Wilde-Intelligenz-Test)
° K-ABC 2 (Kaufman Assessment Battery for Children)
° KFT (Kognitiver Fähigkeitstest)
° I-S-T 2000 R (Intelligenz-Struktur-Test)
° WAIS IV (Wechsler Intelligenztest für Erwachsene)
° WPPSI III (Wechsler-Intelligence Scale for Children)
° BIVA (Bildbasierter Intelligenztest für das Vorschulalter)
Als Zusatztests können weitere Tests eingesetzt werden, z.B.
° CFT 20 R, CFT 1 R, (Grundintelligenztests)
° CPM, SPM, APM (Coloured, Standard bzw. Advanced Progressive Matrices)
Als alleinige Tests werden diese Tests nur unter speziellen Bedingungen empfohlen, etwa dann, wenn die Probanden lediglich sprachfrei getestet werden können (z.B. Probanden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist).
Die Intelligenztests können durch weitere Leistungs- und Persönlichkeitstests ergänzt werden. Beispiele hierfür sind
° d2 (Aufmerksamkeits-Belastungs-Test)
° PFK 9-14 (Persönlichkeitsfragebogen für Kinder)
° AFS Angstfragebogen für Schüler
° DAI (Differentielles-Leistungsangst-Inventar)
° LAVI (Lern- und Arbeitsverhaltensinventar)
° AVI (Arbeitsverhaltensinventar)
° AVT (Anstrengungsvermeidungstest)
3.3 Verhaltensbeobachtung
Die qualifizierte Durchführung von Testverfahren impliziert auch eine Verhaltensbeobachtung des Probanden in der Testsituation.
4 Vermittlung der Testergebnisse
4.1 Ergebnis-Gespräch und Beratung
Mit dem Probanden (bzw. und/oder seinen Eltern) ist ein Gespräch zu führen, in dem die Testergebnisse erläutert werden (z.B. Konzepte des/der durchgeführten Tests, inhaltliche Beschreibung, Messgenauigkeit, etc.).
Bei der Ergebnisbesprechung ist das Ergebnis-Profil die zentrale Informationsquelle zur Beurteilung des Potenzials.
Ausführlichen Beratung und Empfehlungen zur Förderung sind ein wesentlicher Bestandteil des diagnostischen Prozesses und der Arbeit des Kreises.
4.2 Schriftliche Unterlagen
Der Klient erhält eine Kopie des zusammenfassenden Testprotokolls (meist die Titelseite) und auf Wunsch einen Bericht, in dem die Ergebnisse dargestellt und hinsichtlich ihrer Aussage zur beauftragten Fragestellung bewertet werden.
Im Bericht als auch auf dem Protokollblatt sollen folgende Informationen aufgeführt sein:
• Name, Telefonnummer (und ggf. Adresse) des Testverantwortlichen
• Name und Geburtsdatum des Klienten
• Datum der Testdurchführung
5 Kosten
Die Kosten für alle Leistungen, die in den Abschnitten 2, 3 und 4 dargestellt wurden, richten sich nach dem Zeitaufwand und sollten vorab geklärt werden.
6 Zusätzliche Angebote
6.1 Gutachtenerstellung
In manchen Fällen – etwa für das Überspringen von Klassenstufen – ist ein schriftliches Gutachten erforderlich, in dem die Notwendigkeit dieser Maßnahme begründet wird.
Die Erstellung des Gutachtens und die Kosten dafür sind mit dem Klienten zu vereinbaren.
7. Ethik
Alle Mitglieder erkennen die Ethischen Grundsätze des BDP und seine Ehren- und Schiedsordnung an.